Kalte Nahwärme – Energie zum Heizen und zum Kühlen
Informationsveranstaltung am 27. März 203 im Dorfgemeinschaftshaus Schluttenbach
Mit rund 60 Personen vollbesetzt war der Saal im Dorfgemeinschaftshaus Schluttenbach. Viele Bürgerinnen und Bürger von Schluttenbach, aber auch weitere Gäste, darunter die beiden Landtagsabgeordneten Christine Neumann-Martin (CDU) und Barbare Saebel (Grüne), waren auf Einladung des CDU Ortsverbands Schluttenbach gekommen, sich über die Kalte Nahwärme zu informieren. Nahwärme mittels oberflächennaher Tiefengeothermie ist eine neuere Energieform, die in dem geplanten Neubaugebiet „Lange Straße Nord“ nach dem Stand der Planungen die Wärmeversorgung sicherstellen soll.
Die Verwaltung hat eine Umfrage in Schluttenbach durchgeführt. Bei entsprechender Nachfrage könnte das Nahwärmenetz auf das Bestandsgebiet von Schluttenbach erweitert werden, so könnten auch die Besitzer der bestehenden Bebauung von den Vorteilen der Nahwärme profitieren. Für Altimmobilien stellen sich bei dieser Entscheidung ganz andere Fragen als beim Neubau. Die Veranstaltung konnte eine Reihe Fragen klären.
Nach der Begrüßung durch Frau Ulrike Kayser informierte der erste Referent Marco Ohme von Viessmann Deutschland über den Aufbau, die Funktion und die Wirkungsweise eines Nahwärmenetzes. Im künftig vorgesehenen Energiemix sollen 40 Prozent der Wärmeenergie von Nah- und Fernwärmenetzen erbracht werden. Der Anschluss an ein Nah- oder Fernwärmenetz soll bis zu 50 Prozent gefördert werden, daneben sollen Einzelmaßnahmen gefördert werden (z. B. Wärmepumpen). Die Kalte Nahwärme ist eher für energetisch dem neusten Stand der Technik entsprechende Neubauten geeignet, für eine Nachrüstung im Altbau sei das mittelwarme Netz (15 bis 45 Grad Celsius) vorzuziehen. In Bestandsgebäuden müsste deshalb die Kalte Nahwärme auf die erforderliche höhere Eingangstemperatur „geboostert“ werden. Dazu gibt es auf dem Markt entsprechende Booster-Wärmepumpen.
Frau Professorin Dr. Eva Schill, die an der TU Darmstadt zu Fragen der geothermischen Nutzung des Untergrundes forscht und lehrt, beschrieb den Untergrund in dem geplanten Baugebiet und in Schluttenbach insgesamt. In der konkreten Lage am Rande des Nordschwarzwaldes (Vorbergzone) sind die Bodenverhältnisse grundlegend anders als in der Rheinebene. So gibt es keine wasserführenden Schichten, die aufquellen können. Dies haben die durchgeführten Probebohrungen ergeben. Der Untergrund lasse Folgen wie z. B in Staufen nicht befürchten.
Im zweiten Teil der Veranstaltung, die von dem CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Florian Reuter moderiert wurde, wurden die Möglichkeiten einer Hybridheizung vorgestellt. Gegebenenfalls könne auch eine Hybridheizung das Mittel der Wahl sein. Bei einer Hybridanlage wird der Wärmebedarf in weiten Teilen allein von der Nahwärme gedeckt, nur bei hohem Wärmebedarf wird der fossile Brennstoff (z. B. Gas) zur Unterstützung benötigt.
In der sich anschließenden Diskussion ging es vor allem um die Frage, welche energetischen Maßnahmen die Umrüstung auf die Nahwärme flankieren sollten und welche Kosten auf die Eigentümer zukommen. Eine vorherige energetische Sanierung spielt bei der Wahl der Lösung eine große Rolle. Denn entscheidend für die Wirtschaftlichkeit ist die Eingangstemperatur, die am Übergang zum Gebäude erreicht werden muss. Die frühzeitige energetische Sanierung reduziert die Heizlast und damit die Größe der Wärmepumpe. Diese Maßnahmen sollten wegen der Komplexität ohnehin nicht ohne einen fachkundigen, zugelassenen Energieberater durchgeführt werden, denn maßgebend sind immer die konkreten Verhältnisse vor Ort.
Diskutiert wurden darüber hinaus die in die Höhe geschnellten Kosten für Wärmepumpen, die langen Lieferzeiten und die langen Wartezeiten angesichts des Fachkräftemangels im Handwerk.
Die Zuhörerinnen und Zuhörer gingen mit vielen Informationen nach Hause. Diejenigen, die ihr Interesse an der Nahwärmeversorgung in Schluttenbach gegenüber der Verwaltung geäußert haben, werden von der Verwaltung weiter informiert.
Vortrag von Prof. Dr. Eva Schill